Eine mutmaßliche Vertraute der NSU-Terroristin Beate Zschäpe steht ab dem 6. November vor dem Oberlandesgericht (OLG) Dresden. Die Bundesanwaltschaft legt Susann E. unter anderem zur Last, den «Nationalsozialistischen Untergrund» (NSU) unterstützt zu haben. Bis Juni kommenden Jahres sind 43 weitere Prozesstage angesetzt.
Angeklagte soll von NSU-Morden gewusst haben
Die Bundesanwaltschaft hatte im Februar 2024 gegen die Ehefrau des rechtskräftig verurteilten NSU-Unterstützers André E. Anklage erhoben. Vorgeworfen wird ihr, seit spätestens Anfang 2007 von den rassistisch motivierten Morden des NSU gewusst und Zschäpe ab September 2008 ihre Krankenkassenkarte und ihre Personalien zur Verfügung gestellt zu haben. Zudem soll sie bei der Abholung eines Wohnmobils, das der NSU am 4. November 2011 beim letzten Raubüberfall in Eisenach verwendete, mitgewirkt haben.
Ihr Ehemann André E. wurde 2018 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Richter des Oberlandesgerichtes München sahen es als erwiesen an, dass E. dem NSU-Trio in den Jahren 2009 bis 2011 mehrere Bahncards organisiert hatte, die auf ihn und seine Frau ausgestellt waren, aber Fotos von Zschäpe und Uwe Böhnhardt zeigten. Unter anderem wegen Beihilfe zum versuchten Mord sprachen sie ihn hingegen frei.
NSU verübte Morde in ganz Deutschland
Der NSU war eine Neonazi-Terrorzelle, bestehend aus Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, die von 2000 an jahrelang unerkannt zehn Morde in ganz Deutschland verübte. Ihre Opfer waren neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin. Mundlos und Böhnhardt verübten zudem zwei Bombenanschläge in Köln mit Dutzenden Verletzten. Die beiden töteten sich 2011, um ihrer Festnahme zu entgehen – erst da flog der NSU auf.
Zschäpe wurde 2018 nach gut fünf Jahren Prozessdauer zu lebenslanger Haft verurteilt. André E. war einer von vier weiteren Mitangeklagten im Prozess.
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