Im Bestreben nach Rückgewinnung der 2019 aus dem Historischen Grünen Gewölbe gestohlenen Schmuckstücke sind die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) Ende 2021 auf einen niederländischen Schausteller hereingefallen. Der 55-Jährige gestand am Dienstag zum Prozessauftakt am Dresdner Landgericht, dass er das Angebot zum Kauf eines prominenten Objekts aus der damals noch verschwundenen Beute von zwei Tschetschenen vorgetäuscht und die dafür zur Verfügung gestellten 40.000 Euro für sich behalten hat. Er wird des gezielten Betrugs durch Vorspielung falscher Tatsachen beschuldigt, sagte Staatsanwalt Christian Weber.
Laut Anklage hat er sich als belgischer Diamantenhändler ausgegeben und den Rechtsanwalt kontaktiert, der eine Privatinitiative zur Rückgewinnung der Schmuckstücke für die SKD vertrat. Bei einem Treffen in einem Antwerpener Hotel am 27. Dezember 2021 habe er einem bekannten Kunstdetektiv sowie der Generaldirektorin, dem Verwaltungsdirektor und einem Wissenschaftler der SKD vorgegaukelt, den Bruststern des polnischen Ordens des Weißen Adlers für die SKD kaufen zu können. Dabei behauptete er, dass er und sein Chef das Schmuckstück untersucht hätten und es echt sei.
Der Angeklagte habe in einem 45-minütigen Gespräch durch «kompetentes Auftreten» und «Kunstsachverstand» überzeugt, sagte der Staatsanwalt. Im Vertrauen darauf hätten die SKD-Vertreter dem Kunstdetektiv das Geld gegeben, der es an den vermeintlichen Vermittler übergab.
Der Prozess wird am 23. Mai fortgesetzt, es gibt am 30. Mai einen weiteren Termin.
Der Kunstdiebstahl aus dem weltberühmten Schatzkammermuseum am 25. November 2019 war einer der spektakulärsten in Deutschland. Die Täter hatten 21 Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten im Wert von 116,8 Millionen Euro erbeutet. Am Vormittag waren fünf junge Männer aus dem Berliner Remmo-Clan vom Landgericht als Täter verurteilt worden. Sie hatten Ende 2022 einen Großteil der Beute zurückgegeben - auch das von dem Trittbrettfahrer offerierte Schmuckstück.
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