loading

Nachrichten werden geladen...

Zahl der Tageseltern sinkt - Verband: kein politischer Wille

Kleinkinder toben in einer Kindertagespflegeeinrichtung. / Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Kleinkinder toben in einer Kindertagespflegeeinrichtung. / Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Kinder, die in Krippe und Hort gehen, sind in Sachsen-Anhalt der Regelfall. Nur wenige Jungen und Mädchen gehen zu Tageseltern. Deren Zahl geht immer weiter zurück.

Die Zahl der Tagesmütter und Tagesväter in Sachsen-Anhalt geht weiter zurück. Zum 1. März dieses Jahres arbeiteten in der öffentlich geförderten Tagespflege 160 Tagesmütter und 9 Tagesväter, wie aus den jüngsten Zahlen des Statistischen Landesamts hervorgeht. Das waren fünf Personen weniger als zum Stichtag vergangenen Jahres. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre gab es von 2013 an einen Anstieg ausgehend von 147 Tagespflegepersonen auf 190 im Jahr 2020. Seitdem sinkt die Zahl wieder.

Aus Sicht des Bundesverbandes für Kindertagespflege ist in Sachsen-Anhalt - anders als in Brandenburg, Sachsen oder Thüringen - bei den Landtagsfraktionen kein politischer Wille zur Förderung der Kindertagespflege erkennbar, wie Bundesgeschäftsführer Heiko Krause erklärte. Ein rein ehrenamtlich organisierter Landesverband habe keine Unterstützung des Landes erhalten und sich aufgelöst. Die Ehrenamtler hätten die Zeit nicht mehr aufbringen können.

Mit der Zahl der Tageseltern ging auch die Zahl der von ihnen betreuten Kinder zurück. Ein leicht rückläufiger Trend setzte den statistischen Daten zufolge 2018 sein. Damals gingen 853 Kinder in eine Kindertagespflege. 2022 sank die Zahl auf unter 800 und erreichte in diesem Jahr den Wert von 756.

In öffentliche Kindertageseinrichtungen, also Krippen, Kindergärten und Horte, gehen landesweit 154 625 Jungen und Mädchen. Der Anteil der bei Tagesmüttern und -vätern betreuten Kinder liegt also bei unter 0,5 Prozent in Sachsen-Anhalt. In der Mehrzahl handelt es sich um Kinder unter drei Jahren.

Der Bundesverband für Kindertagespflege erklärte: «Angesichts des Rückgangs der Kinderzahlen in einigen Kreisen Sachsen-Anhalts sehen wir durchaus Potenzial für die Kindertagespflege. Da, wo sich eine Kita nicht mehr auslasten lässt, kann Kindertagespflege eine gute Alternative sein.» Allerdings gehörten dazu eine auskömmliche Bezahlung und gute rechtliche Rahmenbedingungen.

Zu den Unterschieden zwischen Sachsen-Anhalt und anderen östlichen Bundesländern erklärte der Bundesverband: Anders als etwa in Brandenburg oder in Sachsen gebe es hier kein Landesbüro, das Fortbildungen und Beratungen für Kindertagespflegepersonen anbietet. Sachsen-Anhalt habe im Rahmen des Kita-Qualitätsgesetzes das Handlungsfeld «Stärkung der Kindertagespflege» nicht gewählt. Sachsen habe es gewählt. Brandenburg habe in diesem Jahr ein Gesetz zur Stärkung der Kindertagespflege beschlossen, das eine deutliche Verbesserung der Qualifizierung der Kindertagespflegepersonen beinhalte.

Die Statistik zeigt: Auch bundesweit ging die Zahl der Tagesmütter und -väter zuletzt zurück. Zum 1. März 2022 gab es den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts zufolge rund 41.900 Tageseltern, das waren 1200 oder 2,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Einen Anteil hat die Corona-Pandemie, wie der Bundesgeschäftsführer des Bundesverbandes für Kindertagespflege, Heiko Krause, erklärt. Die Kindertagespflegepersonen seien überwiegend selbstständig tätig. Und nicht alle Bundesländer hätten in der Pandemie die Finanzierung sichergestellt. Hinzu kämen die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise. «Viele haben ihre Reserven in der Pandemie aufgebraucht und mussten nun aufgrund der Inflation aufgeben», so Krause. In den östlichen Bundesländern sei die Bezahlung der Kindertagespflegepersonen im Durchschnitt schlechter als in den westlichen. Aber auch innerhalb eines Bundeslandes gebe es teils erhebliche Unterschiede zwischen den Kreisen.

Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten