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Chipkrise dämpft Erwartungen der Autobauer

Mitarbeiter fertigen den Opel Grandland X im Opel-Werk Eisenach. / Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Archiv
Mitarbeiter fertigen den Opel Grandland X im Opel-Werk Eisenach. / Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Archiv

Bei Opel in Eisenach wird nach über dreimonatiger Pause wegen Halbleitermangels seit Donnerstag wieder produziert. Die Chipkrise wird aber die Autohersteller in Sachsen und Thüringen nach Einschätzung von Branchenvertretern bis mindestens Mitte des Jahres beschäftigen. «Eine deutliche Entspannung ist da kurzfristig sicherlich nicht zu erwarten», sagte etwa der Geschäftsführer des Branchennetzwerks Automotive Thüringen, Rico Chmelik. Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer des Automotive Clusters Ostdeutschland mit Sitz in Leipzig, Jens Katzek.

«Mindestens das erste Halbjahr 2022 wird aufgrund anhaltender Lieferengpässe anspruchsvoll bleiben», teilte auch ein Sprecher von VW in Sachsen mit. Der Konzern setze aber auf eine schrittweise Erholung der Halbleiterversorgung im Jahresverlauf. An den Volkswagen-Standorten in Dresden, Chemnitz und Zwickau habe es 2021 jeweils an einer unteren zweistelligen Zahl der Arbeitstage Kurzarbeit gegeben. Auch eine Sprecherin von Porsche in Leipzig bezeichnete das erste Halbjahr 2022 als «sehr volatil». Kurzarbeit habe es aber bei der VW-Tochter in Leipzig bisher nicht gegeben.

Bei BMW in Leipzig wird mit einer langsamen Entspannung ab dem zweiten Quartal gerechnet. «Und wir gehen davon aus, dass wir Ende des Jahres eine weitgehende Normalität sehen werden», erklärte Werkssprecher Kai Lichte. Man habe die benötigten Teile für 2022 fristgerecht bestellt und erwarte, dass die Lieferanten vertragsgerecht lieferten. Kurzarbeit habe aber «nicht vollumfänglich» vermieden werden können.

In Eisenach lief am Donnerstag nach dreimonatiger Pause der erste Opel Grandland vom Band. Das SUV-Modell soll nun ausschließlich in Eisenach gefertigt werden und ab Februar bei den Händlern stehen. Kategorisch ausschließen könne man in der jetzigen Situation nichts, sagte ein Opel-Sprecher auf die Frage, ob noch mal ein Produktionsstopp wegen fehlender Teile möglich sei. Das klare Ziel sei aber, nun in Eisenach durchzuproduzieren.

Opel hatte in dem Werk Ende September die Fertigung gestoppt. Die darauf folgende Debatte über eine mögliche Ausgliederung des Eisenacher Werks mit rund 1300 Beschäftigten aus der deutschen Einheit Opel Automobile GmbH hatte in Thüringen zu großen Sorgen geführt. Nach Protesten der Belegschaft gab der Mutterkonzern Stellantis im November die Pläne auf.

Dass nun Opel in Eisenach wieder produziere, verschaffe dem Standort Luft zum Atmen, sagte Chmelik von Automotive Thüringen. «Aber die eigentliche Bewährungsprobe, die kommt erst noch.» Die Marke Opel wolle bis 2028 vollständig auf elektrische Fahrzeuge umstellen - und im Moment fertige das Werk in Eisenach einen Plug-in-Hybriden. «Die Frage wird sein, ob man den Standort auch auf vollelektrische Fahrzeuge hin transformieren wird können.» Hier müsse man die Entscheidungen bei Stellantis abwarten.

Gute Chancen sieht Branchenvertreter Katzek für die Standorte, die schon stark in die Produktion von Elektro-Autos eingestiegen sind. Dabei verwies er etwa auf das VW-Werk in Zwickau sowie BMW in Leipzig. Auf Kundenseite gebe es angesichts der Produktionspausen im vergangenen Jahr und inzwischen oft langer Wartezeit für Neuwagen zudem einen hohen Nachholbedarf. Schwieriger sei die Situation für die Zulieferer. Viele von ihnen würden wohl länger brauchen, um die Krise zu überwinden.

Chmelik verwies darauf, dass zuletzt nicht nur Halbleiter fehlten, sondern auch andere Rohstoffe wie Stahl, Holz, Blech oder Kunststoffgranulat. Da die Welt gleichzeitig wieder hochfahre, werde der Hunger nach Rohstoffen enorm bleiben. Im Bereich Stahl habe es zumindest Ende 2021 eine leichte Entspannung gegeben. Ob die nun auch in den anderen Bereichen eintrete, bleibe abzuwarten.

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