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Lob und Kritik für Programm zu medizinischer Versorgung

Sächsischer Landtag steht an einem Gitter am hintern Teil des Parlamentsgebäudes. / Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Sächsischer Landtag steht an einem Gitter am hintern Teil des Parlamentsgebäudes. / Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Der Landtag in Sachsen fordert weitere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ärztemangels und zur Bewältigung des wachsenden Behandlungsbedarfs in einer alternden Gesellschaft.

Die seit 2019 umgesetzten Maßnahmen zum Erhalt der medizinischen Versorgung in Sachsen reichen aus Sicht des Landtages nicht aus. Es brauche weitere Anstrengungen und innovative Ideen, um den bestehenden Ärztemangel zu mindern und den wachsenden Behandlungsbedarf im Zuge einer älter werdenden Gesellschaft künftig zu bewältigen, stellten Vertreter aller Fraktionen am Mittwoch im Parlament in einer Aktuellen Debatte fest. Daher müsse das 20-Punkte-Programm 2030 schneller umgesetzt und weiterentwickelt werden. «Wir sind auf gutem Weg», sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) und dankte «allen, die sich konstruktiv beteiligen».

Die Folgen des demografischen Wandels, weniger Fachkräfte und mehr Patienten, erforderten, «dass wir neue Wege gehen müssen», bestätigte sie. Man wisse um die Lücken im Gesundheitssystem. Nach Angaben der Ministerin ist der Ausbau der Studienkapazitäten im Bereich Human- sowie Zahnmedizin bereits angemeldet, sondiert wird das auch im pharmazeutischen Bereich, auch im Studien-Projekt an der Universität Pécs (Ungarn). Und analog zu der 2022 etablierten Landarztquote werde mit Kammern und Verbänden über eine Landzahnarztquote gesprochen. «Aber es braucht alles Zeit.»

Zusätzliche Studienplätze, mehr Aus- und Weiterbildung

Zusätzliche Studienplätze auch mit erleichtertem Zugang sind Teil des «20-Punkte-Programms - Medizinische Versorgung 2030», wie Lehrpraxen im ländlichen Raum, mehr Angebote für Aus- und Weiterbildung oder Unterstützung für Berufseinsteiger. «Es stimmt, die gestiegene Ärztezahl hat nicht dazu geführt, dass der Mangel aufgehalten wurde», sagte Simone Lang von der SPD-Fraktion, die die Debatte beantragt hatte. «Wir müssen die vorhandene Expertise mehr Menschen zuteil werden lassen.»

Fehlende Fachkräfte, wachsende Patientenschaft, mehr Bürokratie und komplizierte Prozesse durch Digitalisierung, veränderte Ansprüche an Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Freizeit, so skizzierte Alexander Dierks (CDU) die Lage. Seine Fraktion sieht Defizite nicht bei der Ärztezahl - pro Jahr würden 100 ausgebildet, was für medizinische Qualität spreche -, sondern bei der Infrastruktur, wo auf eine Kombination von ambulantem und stationärem Sektor gesetzt werden sollte.

Die AfD-Fraktion forderte mehr Tempo, die Unterversorgung sei «schlimmer» geworden, konstatierte Dietmar Frank Schaufel unter Verweis auf aktuell 522 unbesetzte Hausarztstellen. Die Linke sieht Defizite beim Thema Digitalisierung. Zudem müssten Facharztbereich und medizinische Fachangestellte in den Fokus genommen werden, sagte Susanne Schaper.

Lange Medizinerausbildung, Arbeiten in eigener Praxis unattraktiver

Markus Scholz (Grüne) verlangte, dass die Zahnmedizin mitgedacht werden muss, wo ebenso Altersabgänge drohten. Unter Verweis darauf, dass die lange Medizinerausbildung erst mittel- und langfristig wirke, «brauchen wir weiter Maßnahmen, die kurzfristig helfen». Es gehe um gute Arbeits- und Lebensbedingungen in ländlichen Regionen und Voraussetzungen dafür, dass junge Ärzte ihren Beruf angestellt, im Team und in Work-Life-Balance ausüben könnten.

Der Schwerpunkt des Programms liege auf Personalgewinnung statt modernen Versorgungsstrukturen, kritisierte Erik Bodendieck, Präsident der Landesärztekammer, vor der Landtagssitzung. Obwohl die Ärzteschaft deutlich gewachsen sei, «ist ärztliche Versorgung insbesondere im ländlichen Raum immer weniger gesichert». Arbeiten in eigener Praxis werde immer unattraktiver, Infrastrukturmaßnahmen griffen nur schwer - wie die Digitalisierung - und die unmittelbare und mittelbare bürokratische Belastung habe «ein unerträgliches Maß» erreicht. Die «innere Emigration» in der Ärzteschaft wachse - mit negativer Auswirkung auf potenziellen Nachwuchs.

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