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Super schnelle, topfitte Amateure in hochprofessioneller Performance

Wer ist das? Das sind die Hurling-Sportler. Sie spielen den schnellsten Rasensport der Welt in Dresden im Ostrapark. Hurling ist irisch und in Dresden international. Hurling ist wie Hockey in der Luft, älter als Eishockey, nicht einfach zu verstehen und unglaublich intensiv. Neugierig? Dann komm gucken.

Am 30. September findet im Dresdner Ostrapark von 9 bis 18 Uhr das letzte der fünf Turniere der diesjährigen Festland-Europameisterschaften im irischen Nationalsport Hurling statt.

Und das bereits zum zweiten Mal. Gastgeber ist die Hurling-Abteilung des Rugby- und Cricketclubs Dresden. Konrad Menzel, Kapitän des Dresdner Teams erklärt: „In Dresden haben wir die besten Bedingungen und können auf drei Feldern gleichzeitig spielen“.

Immer noch neugierig, was genau dahintersteckt? Konrad Menzel lädt Interessierte ein, sich blitzartig vom Hurling Virus anstecken zu lassen. 

Das hält auf jeden Fall fit, oder?

Konrad Menzel: Was das Fitness-Level angeht, pflegen wir im Verein ein breites Spektrum. Wir brauchen Helfer und Spieler. Wir freuen uns über spontane Trainingsgäste und aktive Spieler. Wir sind eine Nischensportart. Das darf man nicht vergessen. Dafür braucht es in erster Linie Interesse, Motivation und wie überall, das Schritt-für-Schritt-Einleben in diesen speziellen Sport. Wer spielen will besucht mittwochs das Athletiktraining für konditionelle Grundlagen, am Freitag erweitert man seine hurlingsspezifischen Fähigkeiten beim Hurlingtraining und individuell baut man sich in seiner Freizeit ein drittes Standbein aus Joggen oder Radfahren auf. Weil das aber alles im Alltag schwer umsetzbar ist und wir absoluten Freizeitsport betreiben, freuen wir uns über jeden Interessierten, der dem Sport offen gegenübertritt. Auch Menschen, die sich für komplett unsportlich halten, sind herzlich willkommen.

Wie teuer ist Hurling und was brauche ich als Ausrüstung?

Konrad Menzel: Die Erstausstattung ist zunächst kostenfrei. Jeder Interessierte erhält zum Training das Equipment vom Verein gestellt. Das sind Helm, Schläger und Ball genannt Sliotar. Mittelfristig soll sich jedes Mitglied irgendwann auf eigene Kosten mit dem genannten Material ausstatten. Studenten werden bei uns finanziell entlastet. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 80€, Studenten zahlen um die 50€. Reisekosten bei Turnierteilnahmen werden, und das ist ganz neu, zum Teil von unserem Hauptsponsor dem Pub "Irish Fiddler" getragen.

Jetzt werden die Tage ja wieder kürzer, kälter und nässer. Spielt ihr immer?

Konrad Menzel: Ja. Wir spielen bei Wind und Wetter. Allerdings müssen wir auch sehen, wohin der Sliotar fliegt. Aufgrund des fehlenden Flutlichtes auf dem Rugbyplatz im Ostragehege sind wir in den Wintermonaten auf Alternativen angewiesen. In den vergangenen Jahren hatten wir von November bis März freitags Hallenzeiten und spielten dort einen Mix aus Hurling und Fußball. Eine Gruppe fährt an einem Wochenende im Jahr Ski bzw. gehen wir auch mal als Kleingruppe Wandern. Die Saison ist von April bis Ende September.

Hurling ist irisch. Wie wird auf dem Spielfeld gesprochen?

Konrad Menzel: Englisch ist Umgangssprache, wobei sich jeder auch auf dem Platz in Deutsch verständigen kann. Mein Englisch ist jetzt auch nicht gerade super. Wiederum bietet Hurling eine wunderbare Möglichkeit im sportlichen Wettstreit spielerisch Englisch zu lernen. Im Turnier wird nur Englisch gesprochen. Unser Verein allerdings stellt mit den vielen Nicht-Iren und der generellen Internationalität ein Exotendasein im Festland-Hurling-Komsos dar. Unsere 25 Mitglieder kommen aus Indien, Kolumbien, England, Kanada, Irland und Kenia. Die anderen Vereine werden von Iren gegründet, die aus unterschiedlichen Gründen in den jeweiligen Städten leben und arbeiten und sich mit ihrem Sport auch ein Stück Heimat mitbringen.

Willkommen im Hurling-Kosmos. Dann hat das Turnier am 30. September in Dresden ja eine richtig hohe Bedeutung?

Konrad Menzel: Für uns als Verein hat das Turnier natürlich einen hohen Stellenwert. Zum einen richten wir ein Heimturnier aus und haben so die Möglichkeit, Hurling sukzessiv mehr der breiten Öffentlichkeit vorzustellen und zum anderen können wir uns vor der eigenen Haustür mit der anderen Mannschaft messen. Beispielsweise trugen wir mit unserem Turnier 2016 in Dresden das bisher größte Hurlingturnier in Europa außerhalb Irlands aus. Zu Gast waren u.a. der irische Botschafter aus Berlin, die Präsidentin des irischen Camogieverbandes, die weibliche Version von Hurling, und Dr. Lames in seiner Rolle als Sportbürgermeister von Dresden. Dieses Jahr fällt das Turnier etwas kleiner aus. Nichtsdestotrotz sind wir wieder Ausrichter des letzten Turniers der Spielserie, was immer eine besondere Bedeutung innehat, weil nach dem Turnier in der stets stattfindenden Abendveranstaltung der Gesamtsieger der Serie gekürt wird.

Und wie geht’s weiter?

Konrad Menzel: Wir spielen eine Festlandeuropameisterschaft aus, weil es schätzungsweise nur ca. 12 Mannschaften in Europa gibt, die diesen Sport betreiben. Deutschland stellt hier z.Z. das Land dar, wo sich in letzter Zeit die meisten Vereine gegründet haben. Hamburg, Darmstadt, Berlin und wir in Dresden. Vereinzelte Bestrebungen existieren auch in anderen Städten. In diesem Jahr fanden noch Turniere in Luxembourg, Hamburg, Brüssel und Den Haag statt. Wir als Verein waren mit einer Mannschaft bzw. einer Abordnung zu jedem Turnier präsent. Manchmal fusionieren wir spontan vor Ort oder in vorheriger Absprache mit anderen Abordnungen aus anderen Städten zu einem gemeinsamen Team. Aufgrund der Distanzen zu den Turnieren und den wenigen Mitstreitern, die Hurling betreiben, muss man flexibel denken.

Gibt es Länderspiele wie im Fußball?

Konrad Menzel: Nein. Es gibt keine Länderspiele, weil es so intensiv und als Volkssport nur in Irland betrieben wird. Nur dort gibt es bisher eine entsprechende organisatorische Infrastruktur und Live-Übertragungen mit großem Interesse. Den Amateurcharakter hat dieser Sport außerhalb Irlands nie abgelegt. Kein Hurlingspieler verdient mit dem Sport auch nur einen Cent. Trotzdem betreiben die Spieler ihren Sport hoch professionell und sind topfit. Das alljährliche Finale in Dublin ist mit ca. 85.000 Zuschauern im Croke-Park stets ausverkauft und elektrisiert in Irland die Massen. 2016 fand zu Ehren des Osteraufstandes 1916 vor 100 Jahren gegen die britische Besatzung zum ersten Mal eine Art Weltmeisterschaft in Irland statt. Deutschland war auch dabei.

Danke Konrad und wie schaut´s bei euch aus? Neugierig auf Hurling?

30.September 2017, Ostrapark. Der Eintritt ist frei. Mehr Informationen gibt’s auf der Internetseite des Vereins

Fotos: Konrad Menzel