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Sachsen: Kita-Erzieherinnen betreuen weiterhin zu viele Kinder

Eine Erzieherin spielt in einer Kita mit Kindern. / Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild
Eine Erzieherin spielt in einer Kita mit Kindern. / Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild

Seit Jahren monieren Bildungsexperten, dass sich in Thüringen Erzieher um zu viele Kinder gleichzeitig kümmern müssen. Die Politik hat das Qualitätsproblem auf dem Zettel, doch dafür müsste viel Geld im Haushalt 2024 eingeplant werden.

In Kindertagesstätten in Sachsen betreut eine Erzieherin laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung im Schnitt immer noch mehr Kinder als in westlichen Bundesländern. Im Freistaat werden fast 93 Prozent der Kita-Kinder laut der Studie in Gruppen mit einer Personalausstattung betreut, die nicht kindgerecht ist. Sachsens Bildungsminister Christian Piwarz (CDU) kritisierte die Studie als realitätsfremd.

«Wenn eine Fachkraft für mehr Kinder verantwortlich ist als wissenschaftlich empfohlen, leidet darunter die Qualität der pädagogischen Praxis. Es ist davon auszugehen, dass die Kitas in Sachsen aktuell ihren Bildungsauftrag für die Mehrheit der Kinder nicht erfüllen können», sagte Kathrin Bock-Famulla, Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung.

Die zurückgehenden Kinderzahlen in Sachsen böten allerdings die Chance, bis 2030 wissenschaftlich empfohlene Personalschlüssel zu erreichen und gleichzeitig die Platzbedarfe der Eltern zu erfüllen. Laut Bock-Famulla werde das aber nur gelingen, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz sinkender Kinderzahlen weiterbeschäftigt, die Ausgebildeten eingestellt sowie zusätzlich rund 1600 Fachkräfte gewonnen werden.

Sachsen weise sowohl in den Krippen- als auch in den Kindergartengruppen eine sehr ungünstige Personalausstattung auf, urteilten die Autoren. In Krippen liege der Personalschlüssel bei 1 zu 5,4. In den westlichen Bundesländern liegt der Schlüssel bei 1 zu 3,4, die Empfehlung der Bertelsmann-Stiftung liegt bei 1 zu 3. Auch in sächsischen Kindergärten ist der Personalschlüssel von 1 zu 11,2 deutlich schlechter als der Wert im Westen von 1 zu 7,7.

Im Ergebnis der Studie sollten die Fachkräfte von nicht-pädagogischen Aufgaben durch Verwaltungs- und Hauswirtschaftskräfte entlastet werden. Dies könnte auch die Attraktivität des Berufs steigern, da sich das Kita-Personal auf die pädagogische Arbeit konzentrieren kann. Eine weitere Maßnahme könnte darin bestehen, die Kita-Öffnungszeiten auf sieben Stunden täglich zu verkürzen.

Bildungsminister Piwarz (CDU) erklärte, die Forderungen zum Personalschlüssel seien völlig überzogen. Eine Verbesserung auf 1:3 in Krippen und 1:7,5 in Kitas würde zusammen 840 Millionen Euro kosten und mehr als 14.000 neue Vollzeitstellen nach sich ziehen. Eine optimale Betreuung müsse auch in der Realität umsetzbar sein, so Piwarz. Eine Verkürzung der Kita-Öffnungszeiten torpediere zudem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vollzeitjobs von Eltern würden so unmöglich gemacht.

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