Der Betriebsratschef von VW Sachsen, Uwe Kunstmann, tritt von seinen Ämtern im Fahrzeugwerk Zwickau zurück. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende wendete sich am Freitag in einem Brief an die Beschäftigten, in dem er seinen Rückzug mit persönlichem Fehlverhalten begründet, wie das Unternehmen der Deutschen Presse Agentur bestätigte. Kunstmann habe das Unternehmen vorab über seinen geplanten Schritt informiert, sagte Unternehmenssprecher Christian Sommer. Zuerst hatte die «Freie Presse Chemnitz» über die Personalie berichtet.
Hintergrund ist demnach ein Verkehrsunfall im Juli, den der 50-Jährige nach eigenem Bekunden verursacht hat. Kunstmann ziehe damit Konsequenzen aus «schweren persönlichen Fehlern», die er allerdings als Privatperson begangen habe. Er habe die Entscheidung getroffen, um Schaden von der Belegschaft und dem Unternehmen abzuwenden. VW Sachsen kommentierte die Entscheidung seines Gesamtbetriebsratsvorsitzenden nicht. «Wir akzeptieren seine Entscheidung und bedanken uns für die Zusammenarbeit in seiner Funktion», so Christian Sommer. Noch bis Ende September bleibe Kunstmann weiter in seinen Ämtern tätig, um einen geordneten Transformationsprozess zu gewährleisten, so Sommer weiter.
Die Betriebsratsarbeit ende nicht am Werkzaun, sagte ein Sprecher des Gesamtbetriebsrats der Volkswagen AG der Deutschen Presse-Agentur. «Insofern ist die Ankündigung unseres Kollegen Uwe Kunstmann, wegen seines Fehlverhaltens im Straßenverkehr zurückzutreten, konsequent und richtig.» Unabhängig davon habe die Belegschaft bei Volkswagen in Sachsen Kunstmann viel zu verdanken. Sein Einsatz für die Mitbestimmung sei unermüdlich gewesen. «Dieser Fakt wird durch seinen Fehler nicht geschmälert».
Doppelter Rückzug an der Spitze
Unternehmenssprecher Sommer sagte, die Personalie komme für VW Sachsen zum Ende einer «schwierigen Woche». Nur einen Tag zuvor hatte bereits Kunstmanns Stellvertreterin Kristin Oder ihren Rücktritt zur Monatsmitte angekündigt. Nach Unternehmensangaben will sich die Betriebsrats-Vizechefin beruflich umorientieren. Die IG Metall muss nun bis zum Oktober Nachfolger bestimmen, um die Interessen der Mitarbeiter vor Ort aber auch in der Konzernspitze in Wolfsburg zu vertreten. Die nächste Betriebsratswahl bei VW Sachsen steht im kommenden Januar an.
Pionierstandort unter Druck
Das Werk in Zwickau steht - so wie auch andere VW-Standorte - aufgrund des konzernweit verordneten Sparkurses zunehmend unter Druck. Zwar ist Zwickau VW-Pionier bei der Produktion von E-Autos. Als erster Standort produziert die Autofabrik seit November 2019 nur noch vollelektrische Fahrzeuge. Fast jedes zweite zugelassene E-Auto des Volkswagen-Konzerns stammt nach Unternehmensangaben aus Zwickau. Doch nach wie vor schwächelt die Nachfrage nach den Fahrzeugen. Deswegen waren bereits viele befristete Verträge nicht verlängert und die Nachtschicht bei den beiden Produktionslinien gestrichen worden.
Große Hoffnungen setzt VW in neue, günstige Elektromodelle: Am Sonntag öffnet die Automobilmesse «IAA Mobility» zunächst für Fachpublikum die Türen. VW hat unter anderem die Weltpremieren mehrerer elektrischer Kleinwagen der Marken Volkswagen, Cupra und Škoda angekündigt.
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