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Super League und Meister-Singsang: Union staunt über sich

Union Berlins Trainer Urs Fischer (l) und Union Berlins Paul Jaeckel (r) nach dem Spiel. / Foto: Tom Weller/dpa
Union Berlins Trainer Urs Fischer (l) und Union Berlins Paul Jaeckel (r) nach dem Spiel. / Foto: Tom Weller/dpa

Union Berlin bleibt auf Platz 1 der Bundesliga. Noch in der dritten Liga haben Fans das Stadion gebaut, weil zu wenig Geld in der Kasse der Eisernen war.

Deutscher Meister im Understatement ist Union Berlin schon lange. Jetzt finden die Eisernen auch Gefallen an einer gewissen Koketterie. «Super League jetzt!», twitterte der Berliner Fußball-Bundesligist nach dem hart erarbeiteten 1:0 beim VfB Stuttgart, mit dem die gar nicht mehr so überraschende Tabellenführung zum dritten Mal verteidigt wurde. Natürlich sind sie in Berlin-Köpenick nicht für die Einführung einer Fußball-Geldmaschine für die Großclubs und zum Establishment des Kontinents zählt man sich natürlich auch nicht.

Aber immerhin und für Union-Verhältnisse fast schon mutig: «Träumen darf erlaubt sein», legte die Social-Media-Abteilung nach, als Untertitel für ein Video der vor dem Fan-Block hüpfenden Spieler, aus der der Schlachtruf erscholl: «Deutscher Meister wird nur der FCU.»

Gemach, gemach, wird Urs Fischer gedacht haben. «Für mich ist die Tabelle vor allem aussagekräftig nach dem 34. Spieltag», sagte der Trainer. Fischer freute sich über die jetzt schon erreichten 20 Punkte. Bei Union reden sie noch von 40 Zählern als Saisonzielmarke, weil die den Klassenerhalt garantieren sollten.

Fakt ist aber nach dem 9. Spieltag: 1. Union Berlin, 2. SC Freiburg als weitere Überraschung und erst dann mit etwas Abstand der FC Bayern München und Borussia Dortmund. Längst werden die Parallelen gezogen zu Leicester City, dem englischen Sensationschampion von 2016. Dabei stand der nach neun Spieltagen damals nur auf Platz fünf, mit respektablem Rückstand auf Manchester City. Das Märchen des Provinzclubs aus den East Midlands lässt sich aber eben so trefflich übertragen auf Union, wie auch auf Freiburg - die sympathischen Bundesligisten am nordöstlichen und südwestlichen Rand der Bundesliga-Landkarte.

Ein wenig anders im Glitzer-Business sind sie, mit großer regionaler Fanbasis und den mal freundlich, mal kauzig skurrilen Trainern Fischer und Christian Streich - das verbindet die Clubs. Mit Wohlwollen wird auch notiert, dass kein Verein aktuell länger an seinen Übungsleitern festhielt als Union und Freiburg. Die Treue zahlt sich gerade aus.

Die Prognosen waren skeptisch, nach Platz fünf und sechs plus Pokalfinale für Freiburg in der Vorsaison, was schon große Erfolge waren. Die Doppelbelastung mit der Europa League würde den Underdogs zu schaffen machen. Pustekuchen. Beide haben in Europa guten Chancen auf ein Überwintern und in der Liga jeweils erst ein Spiel verloren.

Bei Union ging der Blick deshalb auch noch nicht auf den Super-Sonntag mit dem Spiel gegen Borussia Dortmund im Stadion an der Alten Försterei. Erstmal kommt Malmö FF am Donnerstag (21.00 Uhr/RTL+) im Europapokal nach Köpenick. Dann kann mit einem Sieg zumindest schon die Qualifikation für die K.o.-Phase der Conference League perfekt gemacht werden. «Nein, werde ich nicht, weil sonst würde ich meiner Linie nicht treu bleiben. Was zählt, ist das nächste Spiel - und das heißt Malmö», sagte Fischer auf die Frage, was gegen Dortmund drin sei.

Besser hätten es die Spielplanmacher der Deutschen Fußball Liga aber nicht vorausahnen können. Erst empfängt am Super-Sonntag Union um 17.30 Uhr den BVB. Zwei Stunden später sind die Freiburger in München zu Gast. Aktuell haben die Breisgauer zwei Punkte Vorsprung auf die derzeit oft mit sich hadernden Branchenführer, für Union sind es sogar vier. Auch nach dem 10. Spieltag wird der Tabellenführer also Union oder Freiburg heißen. Kokette Tweets sind dann nicht ausgeschlossen.

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