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200. Marx-Geburtstag in Chemnitz: «Nischel» soll sprechen

dpa / Jan Woitas
dpa / Jan Woitas

«Der Nischel» ergreift das Wort: Eine Licht- und Tonanimation lässt das berühmte Karl-Marx-Monument in Chemnitz fiktive Sätze zur heutigen Zeit sagen. Die audio-visuelle Show mit dem Titel «Calling Marx» ist am Samstag der Schlusspunkt eines bunten Festes in der gesamten Stadt anlässlich des 200. Geburtstages des deutschen Philosophen. «Das ist das Abrundende», sagte Sören Uhle, Geschäftsführer der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft.

In der Sprachanimation soll Marx einen Monolog halten. Unterbrochen wird er in seinen zweistündigen gesellschaftspoltischen Betrachtungen durch Anrufe von Politgrößen aus aller Welt: Wladimir Putin, Donald Trump, Xi Jinping oder auch Angela Merkel. Aber auch andere Prominente wie Günther Jauch, Udo Lindenberg oder Heidi Klum wollen ihn sprechen. «Es ist surreal: Man steht davor und der quatscht dich an», sagte Uhle.

Bei einem Probelauf am Donnerstagabend bedauerte Marx, dass er zu Lebzeiten nie in Chemnitz gewesen sei. «Hätte bestimmt einen tollen Empfang gegeben in der Arbeiterstadt», wurde ihm durch einen Sprecher in den Mund gelegt. Statt der Prominenten rief beim Test ein Mitarbeiter der Stadtreinigung namens «Olaf, der Nischelwischer» an und fragte Marx, ob er ihm vor dem Geburtstag noch mal den Kopf waschen soll.

Das Denkmal, auch «der Kopp» oder «Der Nischel» als Synonym für Kopf genannt, ist eine 7,10 Meter hohe und rund 40 Tonnen schwere bronzene Porträtbüste auf einem sechs Meter hohen Granitsockel. Am 9. November 1971 wurde das Werk des sowjetischen Bildhauers Lew Kerbel (1917-2003) eingeweiht. Zum zweiten Mal nach 2016 soll Marx an seinem Geburtstag sprechen.

In Chemnitz, das von 1953 bis 1990 Karl-Marx-Stadt hieß, beginnen die Feierlichkeiten bereits am Vormittag. «Das Jubiläum ist ein Grund, der Stadt mal wieder ein Highlight zu geben», sagte Ralf Hron, Geschäftsführer des DGB Südwestsachsen. Die Gewerkschaften haben die Geburtstagsparty am Denkmal ebenso mit gestaltet wie die Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Nach einem ehrenden Gedenken zum Auftakt gibt es Gesprächsrunden unter anderem mit dem Fraktionsvorsitzenden der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, und Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping (SPD). Auf der Bühne wird Tanz durch das Ballett der Theater Chemnitz geboten. Die Chemnitzer Gruppe Quijote setzt sich in ihrem Programm «Die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen bringen» mit Gedanken und Texten von und über Karl Marx auseinander.

Im Stadthallenpark haben mehr als 20 Vereine der Stadt ein Willkommens-Fest für Jung und Alt organisiert. Nachmittags zieht anlässlich des Tages der Menschen mit Behinderung die Parade der Vielfalt durch die Stadt zum Rathaus. Am Abend rocken dann die Turbostaat aus Flensburg am Marx-Monument, ehe nach Einbruch der Dunkelheit «Der Nischel» spricht.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Jan Woitas