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#Dynamo Dresden - Ein #Pokalausschluss ist keine Kollektivstrafe

Nach den Vorfällen beim Pokalspiel der 2.Runde in Hannover verurteilte das DFB-Sportgericht unter dem Vorsitz von Hans E. Lorenz die SG Dynamo Dresden zum Ausschluss aus dem DFB-Pokal für die Saison 2013/2014.

Durch die Ereignisse rund um das Pokalspiel in Dortmund im letzten Jahr war sicherlich jedem Verantwortlichen bei Dynamo klar, dass diesem Spiel eine besondere und noch intensivere Vorbereitung zugerechnet werden muss, als sonst schon üblich. Laut den Aussagen von Dynamos Sicherheitsbeauftragten Sören Klar, wurde diese Vorbereitung auch sehr akribisch und in enger Abstimmung mit dem gastgebenden Verein Hannover 96 und der Polizei durchgeführt.
Jedoch wurde bei den Ereignissen rund um das Spiel erneut deutlich, dass diese Hinweise und Vorbereitungen nicht ernst genommen und konsequent umgesetzt wurden. Es ist sicherlich nicht im Interesse von Dynamo Dresden gewesen, dass beim Eintreffen des Fanmarsches die Stadiontore noch verschlossen sind. Es ist kein Geheimnis, dass es einige "Idioten" unter den Fans gibt, die solche Situationen als Anlass nehmen, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen. Und diese "Idioten" gibt es bei Dynamo, aber auch in jedem anderen Verein, keine Frage. So dauerte es auch nicht lange, bis die ersten Zäune als Leiter umfunktioniert wurden und rund 200 Gästefans unkontrolliert das Stadion stürmten. Hätte dies nicht mit einer frühzeitigen Öffnung aller Stadiontore verhindert werden können?

Jedenfalls ist dies ein Fakt, der Dynamo bei der gestrigen Verhandlung mit zur Last gelegt wurde. Und Hannover 96? Laut den Aussagen von Martin Kind, Präsident des Vereins, haben auch Hannoveraner Fans "die Einlasskontrollen durchbrochen und ohne Hemmung Bengalos gezündet". Sucht man die Einlassstürmung in der Anklageschrift bei der gestrigen Verhandlung - sucht man vergeblich. Warum, werter DFB?
Das i-Tüpfelchen setzte dem Ganzen dann noch der Klaus Dieter Dunkel von der DFB-Kommission "Prävention und Sicherheit" auf. Auf Nachfrage von Dynamos Anwalt Jörg Heyer bezüglich des Einlass-Sturms durch Hannoveraner Fans, konnte er nur antworten, dass er "davon nichts wisse". Hat nicht aber sogar der Präsident von Hannover 96 diesen Sachverhalt nach dem Spiel öffentlich bestätigt und kritisiert?

Ein weiteres Indiz dafür, dass die Hinweise der SG Dynamo Dresden im Vorfeld der Partie von Hannover 96 nur unzureichend berücksichtigt wurden, ist folgende Aussage von Dynamos hauptamtlichen Fanbeauftragten Marek Lange: Angesprochen auf die Vorbereitung des Spiels betont dieser, dass Dynamos Vertreter kein Gehör bei den Verantwortlichen von Hannover 96 fanden und diese die Bedenken der Dresdner mit den Worten "Wir spielen in der Europa-Leaque" quittierten. Nun gab es bereits vor dem Gastspiel der Dresdner Probleme am Gästeeingang in der AWD-Arena. Eben in genau dieser Europa-Leaque beim Spiel gegen Slask Wroclaw. Anzahl polnisher Gästefans: 1500. Dresden kam mit 10000 Fans nach Hannover. Da hilft auch keine Europa-League Argumentation, wertes Hannover. Warum wird die Erfahrung von zahlreichen Auswärtsspielen mit mehr als 5000 Dresdner Gästefans nicht berücksichtigt? Der Fehler wurde schließlich schon im vergangenen Jahr in Dortmund begangen. Eine Frage, auf die es mal wieder keine Antwort gab.

Nach dem Spiel liefen Dresdner Fans auf den Platz, jedoch nicht um diesen zu stürmen oder gar um gegnerische Fans anzugreifen, sondern einzig und allein um der Mannschaft zu ihrer starken Leistung gegen einen guten Bundesligisten zu danken. Dies wurde auch so von Seiten der Polizei und vom Sicherheitsbeauftragten Dunkel bestätigt. Nicht in Ordnung, jedoch gewaltfrei und friedlich, aber trotzdem zu bestrafen. Keine Frage.

Der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts Lorenz begründet sein Urteil in erster Linie damit, dass Dynamo einschlägig vorbelastet ist. Hier muss Herrn Lorenz Recht gegeben werden, Dynamo ist in dieser Hinsicht ein gebranntmarktes Kind. Doch wie oft kann ein Gericht diese Argumentation anbringen? Schaut man sich die Urteile der jüngsten Vergangenheit gegenüber Dynamo Dresden an, so liest man immer wieder diese Worte. "Mehrfach vorbestraft", "Wiederholungstäter", "einschlägig vorbestraft". Eine nicht enden wollende Spirale, von immer härteren Sanktionen und Strafen. Ob es sinnvoll ist, dass diese Vorstrafen in jedem Urteil strafschärfend wirken? Das darf zumindest bezweifelt werden.
Des Weiteren bestätigte das Gericht erneut, wie auch schon im letzten Jahr nach den Vorfällen beim Pokalspiel in Dortmund, dass sich der Verein Dynamo Dresden nichts zu Schulden kommen lassen hat und im Vorfeld alles in der Macht des Vereins stehende getan hat, um Schaden durch die eigenen Fans zu verhindern. Dennoch greift die "verschuldensunabhängige Haftung". Diese besagt, dass ein Verein auch dann haftet, wenn durch sein Tun oder Unterlassen ein Schaden hervorgerufen wurde. Im Klartext: Auch wenn ein Verein alles mögliche unternimmt, haftet er für jegliche Vergehen seiner Anhänger. Führt dies aber zu einer Besserung der Situation und zu einer Verhaltensänderung der Anhänger? Mit Sicherheit nicht.
Als dritten und letzten Punkt in der Urteilsbegründung führt Lorenz an, dass dieses Urteil im Sinne aller potenzieller Pokalgegner von Dynamo in der kommenden Saison ist. Ist dies also die notwendige Präventationsarbeit, die man leisten muss, um solche Verfehlungen vom Fußball zu verbannen? Nun ja, Ziel verfehlt. Das Problem wird vielleicht vom Fußball ferngehalten, gelöst ist es keineswegs.

Alles in Allem bleibt erneut ein fader Beigeschmack. Der DFB dreht die Spirale der Strafen weiter nach oben, bestraft Vereine die in der Spielvorbereitung alles richtig gemacht haben. Doch den Kern des Problems addressiert er mit diesem Urteil nicht. Und dann wird morgen mit großer Wahrscheinlichkeit noch ein Konzept vom DFB namens "Sicheres Stadionerlebnis" verabschiedet, welches Kollektivstrafen ablehnt. Ein Pokalausschluss ist anscheinend keine Kollektivstrafe.