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Parzinger: Für Museen keine Sicherheitschecks

Hermann Parzinger, Präsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Foto: Fabian Sommer/dpa/Archivbild
Hermann Parzinger, Präsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Foto: Fabian Sommer/dpa/Archivbild

Nach Attacken auf Kunstwerke in mehreren Museen hat sich der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, gegen eine drastische Verschärfung von Kontrollen in Kulturinstitutionen ausgesprochen. «Wir wollen keine Sicherheitschecks wie am Flughafen. Hoffentlich wird es nie so weit kommen», sagte Parzinger der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Wir wollen, dass die Museen als offene Räume wahrgenommen werden.»

In den vergangenen Wochen waren Anschläge auf Museen der berühmten Berliner Museumsinsel, im Kreismuseum Wewelsburg in Nordrhein-Westfalen und im Potsdamer Schloss Cecilienhof bekannt geworden. Die jeweils noch unbekannten Täter hatten mit Flüssigkeit Kunstwerke attackiert.

Parzinger sprach von einer Bedrohung für die Museen. «Es gab in der Vergangenheit auch international immer wieder Fälle, bei denen es um Anschläge auf Kunstwerke ging, betroffen waren häufig die Moderne oder zeitgenössische Werke. Hier war jetzt auffällig, dass vor allem archäologische Objekte betroffen waren.»

Das stellt die Häuser vor besondere Probleme. «Gerade große Objekte werden meist ohne Vitrine präsentiert, man kann nicht jeden Sarkophag hinter Panzerglas bringen», sagte der Chef der Stiftung, zu der unter anderem die Staatlichen Museen Berlins gehören. «Aber natürlich denken wir auch darüber nach, ob Reliefs, wie etwa im Neuen Museum, in Zukunft noch offen zugänglich sein sollten oder nicht doch hinter Glas geschützt werden müssen.»

Der Prähistoriker betonte, es werde keinen hundertprozentigen Schutz geben. «Aber wir müssen ihn trotzdem immer anstreben.» Die Museen lernten auch leidvoll dazu. «Wenn irgendwo ein neues Bedrohungsszenario auftritt, gibt es dazu sofort einen engen Austausch der Sicherheitsfachleute.»

Als Beispiel nannte Parzinger die Folgen des Raubes einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze 2017 in Berlin, deren Materialwert deutlich über der kunsthistorischen Bedeutung liegt. «Wir haben eine Taskforce eingesetzt, die ein ganzheitliches Risikomanagement entwickelt, das sämtliche neuen Bedrohungsszenarien berücksichtigt», sagte der 61-Jährige. «Über Jahrzehnte sind unsere Museen kaum in dieser Form in Mitleidenschaft gezogen worden. Jetzt mit dem Raub der Goldmünze oder dem Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden haben wir Vorfälle, bei denen es ganz klar um den materiellen Wert von Objekten geht. Damit entsteht eine neue Dimension der Gefährdung von Kunst und Kultur.»

Gegen die neue Bedrohungslage sei gegengesteuert und gefragt worden: «Wo sind bei uns Bestände, die vielleicht aufgrund ihres reinen Materialwerts besonders bedroht sein könnten? Dort haben wir nachgerüstet.»

Kopfzerbrechen bereiten Parzinger zudem Schmierereien und ähnliche Übergriffe im öffentlichen Raum von Museen. «Vandalismus zeugt von fehlendem Respekt vor der Kultur», sagte er. Auf der Museumsinsel werde etwa der Kolonnadenhof immer stärker vermüllt. «Hier wurde mit großem Aufwand ein besonderer Ort geschaffen, man kann es ein Refugium nennen, jederzeit frei zugänglich. Das Erreichte geht aber verloren, wenn der gesellschaftliche Konsens abhandenkommt, der diesen Leistungen Respekt zollt.»

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH