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Bronze für Munition: etwa 3000 Kirchenglocken verloren

Der evangelischen Kirche in Sachsen sind durch Beschlagnahme im Ersten und Zweiten Weltkrieg 3253 Bronzeglocken verloren gegangen. Sie wurden zerschlagen und zur Herstellung von Granaten und Patronen eingeschmolzen. «Ein Frevel», sagte Johannes Kimme, Präsident des Landeskirchenamtes, am Montag in Dresden bei der Vorstellung eines Buches. Darin ist nach jahrelangen Recherchen die vor genau 100 Jahren erfolgte erste Vernichtung dokumentiert. Für Kimme ist es «ein Hohn der Geschichte», dass auch Stücke mit Namen wie Pax (Frieden) zu todbringender Munition wurden. Das Buch sei den Opfern beider Weltkriege gewidmet.

Betroffen waren 1917 auch 95 Glocken katholischer Kirchen im damaligen Königreich Sachsen, sowie 436 Glocken anderer Eigentümer wie Schul- und Rathausglocken. «Zusammen 1,09 Millionen Kilogramm Glockenbronze», sagte Mitautor Rainer Thümmel. 300 «Restglocken» wurden zudem bis 1939 für Neugüsse eingeschmolzen, gut 76 Prozent davon fielen dann der Beschlagnahme im Zweiten Weltkrieg zum Opfer.

«Viele wurden dann in Eisenhartguss ersetzt», sagte Thümmel. Der Anteil evangelischer Bronzeglocken hatte sich von 96,7 Prozent im Jahr 1914 mehr als halbiert. Inzwischen sind knapp 60 Prozent der Verluste ersetzt. «Es wird aber noch Jahrzehnte dauern, bis die Folgen der Beschlagnahmen beseitigt sind.»

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Daniel Karmann

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