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Nebenkläger: Ost-Verhältnisse nach Wende begünstigten NSU

Nebenklage-Anwalt Peer Stolle hat in seinem Plädoyer im Münchner NSU-Prozess am Donnerstag die politischen Verhältnisse der Wendezeit als eine Ursache für die Entstehung einer militanten Neonazi-Szene genannt. Nach dem Zusammenbruch der DDR habe es keine Vorbilder und keine akzeptierten staatlichen Stellen mehr gegeben. Stattdessen habe sich eine rechtsradikale Jugendszene entwickelt.

Die sei über die «Opposition gegen das DDR-Regime» mit seinem staatlichen Antifaschismus hinausgegangen. Die drei späteren NSU-Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt und die im NSU-Prozess mitangeklagten mutmaßlichen Terrorhelfer hätten diese Entwicklung mitgemacht. Neonazi-Kader aus Westdeutschland, häufig zugleich V-Leute von Verfassungsschutzämtern, hätten Anfang der 1990er Jahre die Thüringer Szene radikalisiert. Die habe dann - ebenfalls geführt von V-Leuten - ihre eigenen Strukturen aufgebaut, aus denen der «Nationalsozialistische Untergrund» hervorgegangen sei, sagte Rechtsanwalt Stolle, der einen Sohn des in Dortmund ermordeten Mehmet Kubasik vertritt.

Der Terrorzelle NSU werden zehn vorwiegend rassistisch motivierte Morde zugerechnet. Hauptangeklagte im Prozess ist Beate Zschäpe, die Bundesanwaltschaft hat für sie eine lebenslange Haftstrafe gefordert. Ihre beiden Freunde Mundlos und Böhnhardt hatten sich nach einem gescheiterten Banküberfall im November 2011 das Leben genommen.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Bernd Thissen