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10 000 Euro für Einsätze: Zeugin beklagt Drangsal

Die Polizeieinsätze wegen Bombendrohungen gegen zwei Einkaufscenter Ende vorigen Jahres in Chemnitz haben nach einer vorläufigen Aufstellung rund 10 000 Euro gekostet. Das sagte ein Polizist am Donnerstag als Zeuge im Prozess am Amtsgericht gegen den 36-jährigen Angeklagten. Danach stünden für den Einsatz am 29. Dezember 2016 am Shoppingcenter Sachsenallee 7561 Euro zu Buche, für die Maßnahmen am Tag darauf an der Galerie Roter Turm 2445 Euro.

Die Summe könnte sich den Angaben zufolge erhöhen, wenn zum Beispiel die Mannschaftswagen mit mehr Beamten besetzt waren als derzeit berechnet. Es blieb offen, ob die Kosten für die Anforderung von Sprengstoffspürhunden bereits eingerechnet wurden.

Seit einem Monat steht der Tatverdächtige vor Gericht. Die Anklage lautet auf Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Dem Chemnitzer wird vorgeworfen, gegen die Einkaufscenter jeweils per Online-Fax Bombendrohungen ausgesprochen zu haben. Das erste von mehreren Drohschreiben am 30. Dezember war mit «Allahu Akbar» («Gott ist groß») unterzeichnet. In der Folge hatten damals jeweils rund 4000 Menschen die Einkaufscenter verlassen müssen.

Der Angeklagte hat die Tatvorwürfe bestritten. Er erklärte erneut, dass sein Computer unbefugt von einem unbekannten Dritten benutzt worden sei. Zuletzt hatte er behauptet, eine ehemalige Mitbewohnerin des Hauses habe seinen Computer benutzt.

Die 31-Jährige sagte am Donnerstag als Zeugin aus, dass sie nie in der Wohnung des Angeklagten und daher auch nicht an seinem Computer gewesen sei. Die Mutter einer fünfjährigen Tochter berichtete, dass der 36-Jährige ihr fortwährend psychisch zugesetzt habe. Sie habe den Schlafraum ihrer Wohnung nicht mehr nutzen können, weil der Mann bei jedem Schrittgeräusch mit anhaltendem Hämmern gegen die Wand reagiert habe. Deswegen sei sie später im selben Haus in eine andere Wohnung umgezogen.

Zudem habe der Beschuldigte auf ihren Namen Mobilfunkverträge mit mehreren Anbietern abgeschlossen und Handys gekauft, sagte sie. Auch habe er sie anonym beim Jugendamt wegen Vernachlässigung des Kindes angezeigt und sie beim Jobcenter abgemeldet. Dadurch habe sie zwischenzeitlich nicht mal Essen kaufen können, weil sie kein Geld gehabt habe. «Es war furchtbar zu wissen, jemand hat deine Daten und macht da was», bemerkte die Frau.

Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten waren an die Frau adressierte Briefe unter anderem vom Jobcenter und der Krankenkasse gefunden worden, die diese nach eigener Aussage nie gesehen hat. Der Prozess wird am 11. Dezember (13.00 Uhr) fortgesetzt.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Harry Haertel