loading

Nachrichten werden geladen...

Görlitzer Landrat Bernd Lange: «Wir haben die Lage im Griff»

Symbolbild Corona / pixabay
Symbolbild Corona / pixabay

Der Görlitzer Landrat Bernd Lange (CDU) hält Panikmache im Zusammenhang mit den hohen Infektionszahlen in seinem Landkreis für falsch und kontraproduktiv. «Wir haben die Lage im Griff, sie ist aber angespannt», sagte er am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Vergleiche mit der norditalienischen Stadt Bergamo seien völlig fehl am Platz. Sorgen bereite ihm vor allem die Situation in den Krankenhäusern. «Wir müssen Patienten innerhalb des Landkreises verlagern.» Das werde möglicherweise auch noch in den kommenden Tagen so sein. Schließlich gelte es, die Versorgung auch für jene Patienten zu sichern, die nicht an Covid-19 erkrankt sind.

Lange ging auch auf die Situation in Zittau ein. Dort hatte die Verwaltung am Dienstag bekannt gegeben, Leichen außerhalb des Krematoriums lagern zu müssen, weil die Kapazitäten nicht mehr ausreichten. Zittau sei kein Einzelfall, auch in anderen Landkreisen sei man an Kapazitätsgrenzen geraten, sagte Lange: «Der Stau ist unter anderem auch zustande gekommen, weil viele Angehörige mit der Bestattung warten wollten bis wieder mehr Trauergäste bei Beerdigungen erlaubt sind. Wir brauchen jetzt sachsenweit eine Koordination und müssen uns gegenseitig helfen», sagte der Landrat. Das Krematorium Görlitz habe beispielsweise auch die Toten aus dem Landkreis Bautzen einzuäschern.

«Bautzen hat als größter Landkreis mit den meisten Bewohnern in Sachsen kein Krematorium. Vielleicht ist das auch eine Lehre aus der Pandemie, dass künftig jeder Landkreis so etwas vorhalten muss», betonte der Politiker. Er wolle das aber nicht als Schuldzuweisung verstehen. Vorwürfe würden in einer Situation wie der Pandemie ohnehin nichts bringen: «Ich vertrete die Auffassung, dass Probleme erkannt und gelöst werden müssen.»

Lange ging auch auf Ursachen der hohen Infektionszahlen in Ostsachsen ein. Der Landkreis Görlitz hatte nach eigenen Angaben am Mittwoch eine Sieben-Tage-Inzidenz von 590 erreicht. Der Landrat bringt das in erster Linie mit der Altersstruktur in Zusammenhang. Im Landkreis Görlitz gebe es einen hohen Anteil betagter Menschen und zudem viele Alten- und Pflegeheime. «Vielleicht haben wir auch die Situation in Schulen und Kitas unterschätzt. Ich nehme mich da selbst nicht aus.»

Ein weiterer Grund mag darin gelegen haben, dass der Landkreis Görlitz während der ersten Infektionswelle zu den Gebieten mit den niedrigsten Zahlen gehörte, sagte Lange. Das habe viele Bürger offenkundig nachlässig werden lassen. Die Grenzlage zu Polen und Tschechien halte er für das Infektionsgeschehen nicht für maßgeblich. Trotzdem sei es erforderlich, dass die Bundespolizei stärker an den Grenzübergängen präsent sei, um Einkaufsfahrten ins Nachbarland oder etwa Ski-Tourismus zu unterbinden.

Eine weitere Verschärfung von Corona-Regeln hält Lange nicht für sinnvoll. «Ich habe zunehmend das Gefühl, dass das Verständnis für die Maßnahmen wächst. Die übergroße Mehrheit der Menschen hält sich an die Regeln.» Sie hätten erkannt, dass sie die früheren Freiheiten nur dann wieder erlangen können, wenn sie sich an die Regeln hielten. Nur einige wenige Unverbesserliche würden keine Maske tragen wollen. Eine Abriegelung ganzer Orte bringe nichts. «Wir müssen dafür sorgen, dass die Regeln durchgesetzt werden.» Noch mehr Regeln könne keiner kontrollieren.

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH