loading

Nachrichten werden geladen...

Schwerbehinderte weiterhin auf Arbeitsmarkt benachteiligt

dpa / Waltraud Grubitzsch
dpa / Waltraud Grubitzsch

Betriebe in Sachsen verfehlen weiterhin ihre Beschäftigungsquote für schwerbehinderte Menschen. Wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Chemnitz mitteilte, waren 2016 von den fast 43 000 Pflichtarbeitsplätzen nur gut 37 000 besetzt. Dies entspricht rund 86 Prozent und ist damit nahezu unverändert gegenüber 2015, als 36 300 der 41 800 Pflichtarbeitsplätze vergeben waren.

Laut Arbeitsagentur erfüllten von den 8424 Betrieben nur 3211 die Beschäftigungspflicht. Alle übrigen zahlten eine monatlich gestaffelte Ausgleichsabgabe oder beauftragten Behindertenwerkstätten, statt Schwerbehinderte oder ihnen gleichgestellte Menschen im eigenen Unternehmen zu beschäftigen. Die Höhe dieser Abgabe ist abhängig von der Beschäftigungsquote und von der Arbeitsplatzzahl. Sie liegt den Angaben zufolge für jeden nicht besetzten Pflichtarbeitsplatz zwischen 125 und 320 Euro im Monat.

In Deutschland sind Betriebe mit 20 oder mehr Beschäftigten dazu verpflichtet, fünf Prozent der Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung bereitzustellen. In Sachsen beträgt die Quote wie im Jahr davor 4,1 Prozent. Nach Angaben der sächsischen Regionaldirektion erfüllen nur Berlin (5,4 Prozent), Hessen (5,2), Nordrhein-Westfalen (5,2) und Mecklenburg-Vorpommern (5,2) die Quote. Der Bundesdurchschnitt liegt danach bei 4,7 Prozent.

Gemäß der am Dienstag veröffentlichten speziellen Beschäftigungsstatistik waren 2017 im Freistaat 8575 schwerbehinderte Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Sie haben es in Sachsen weiterhin schwer, trotz guter Ausbildung und eines boomenden Arbeitsmarktes einen Job zu finden. Während sich die Arbeitslosigkeit insgesamt im Freistaat zwischen 2010 und 2017 um mehr als 44 Prozent reduziert hat, sank die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslosen nur um knapp ein Viertel.

«Vorurteile gegenüber Menschen mit einem Handicap können wir uns nicht leisten», sagte Agenturchef Klaus-Peter Hansen. Diese seien nach seiner Erfahrung meist leistungsfähig und hochmotiviert. Laut Arbeitsagentur hatten 2017 fast 80 Prozent der arbeitslosen Schwerbehinderten einen Berufsabschluss oder eine akademische Ausbildung. Im Durchschnitt aller Arbeitslosen seien es 73,6 Prozent gewesen.

«Es darf nicht darum gehen, wer alles kann, sondern wer worin besonders gut ist», sagte Hansen. Er forderte die Betriebe auf, die Personalauswahl stärkenorientiert zu treffen. «Das ist mit dem Blick auf die hohen Fachkräftebedarfe der richtige Ansatz.» In Sachsen leben rund 390 000 Schwerbehinderte. Zu ihnen zählen Menschen mit einem Grad der Einschränkung von mindestens 50 Prozent.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Waltraud Grubitzsch