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Ostdeutsche Siemens-Standorte machen Druck

Nach Spekulationen um neue drastische Einschnitte beim Elektrokonzern Siemens formiert sich Widerstand an den ostdeutschen Standorten. In Erfurt demonstrierten am Mittwoch etwa 500 Beschäftigte für den Erhalt des Generatorenwerks. Die Mitarbeiter in Görlitz gaben der IG Metall ein Mandat für den Kampf um das Turbinenwerk. Sachsens Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) und Thüringens CDU-Chef Mike Mohring warnten den Konzern vor einem Jobabbau zum Nachteil ostdeutscher Werke.

Die Siemens-Führung will nun rascher über die Lage in den betroffenen Sparten informieren als bisher geplant. Bereits für diesen Donnerstag sei eine außerordentliche Sitzung des Wirtschaftsausschusses geplant, hieß es am Mittwoch aus Unternehmenskreisen.

Ursprünglich sollte das Gremium, in dem die Konzernspitze Arbeitnehmervertretern aktuelle Entwicklungen in einzelnen Bereichen vorstellt, erst am 8. November tagen. Auch die «Leipziger Volkszeitung» (Donnerstag) berichtete, dass die Sitzung vorgezogen worden sei. Dem Vernehmen nach dürften dabei allerdings noch keine konkreten Details zu geplanten Einschnitten bekannt werden. Es gehe vielmehr darum, die schwierige Situation in den Sparten zu erörtern und den Dialog mit den Arbeitnehmervertretern zu suchen.

In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass in der Kraftwerkssparte sowie in der Sparte Prozessindustrie und Antriebe tausende Arbeitsplätze in Gefahr sind. Das «Manager Magazin» hatte unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, dass nach internen Plänen in der Kraftwerkssparte Power & Gas bis zu 11 der weltweit 23 Standorte geschlossen oder verkauft werden sollen. Neben dem Turbinenwerk in Görlitz soll auch das Generatorenwerk in Erfurt mit 500 Beschäftigten wackeln.

Die IG Metall Ostsachsen zeigte sich nach einer außerordentlichen Betriebsversammlung in Görlitz kämpferisch. «Wir lassen uns unseren Standort nicht wegnehmen. Siemens Görlitz ist ein innovativer Betrieb, der in vielen Jahren noch rentabel produzieren kann, wenn man ihn den lässt», sagte der Erste Bevollmächtigte Jan Otto. Die Görlitzer Resolution unterschrieben alle 960 Beschäftigten. Betriebsratschef Christian Hainke informierte seine Kollegen, dass die Arbeitnehmervertretung das Management in einem Brief um Aufklärung über die Sparpläne gebeten habe. «Leider war die erhaltene Antwort wenig beruhigend. Offensichtlich spielt man bei Siemens auf Zeit», meinte Hainke. Der Konzern äußerte sich nicht näher dazu.

Auch in Erfurt gab es eine Betriebsversammlung. «Mein Arbeitsplatz ist keine Handelsware» stand auf Transparenten bei der Aktion vor dem Werkstor. «Wir fordern die Konzernleitung auf, von einem Verkauf Abstand zu nehmen», sagte Bernd Spitzbarth von der IG Metall.

Tillich und Mohring sicherten den Beschäftigten ihre Unterstützung zu. Gemeinsam stünden sie im Kampf um die Arbeitsplätze an der Seite der Arbeiterinnen und Arbeiter in Erfurt und Görlitz, teilten sie mit. Siemens habe eine gesellschaftliche Verantwortung. «Ein Unternehmen muss nicht nur an die Bilanz denken, sondern auch an die Mitarbeiter und die Regionen, in denen der Siemens-Konzern oft ein besonders wichtiger Arbeitgeber ist«, sagte Tillich. Mohring betonte, Siemens sei «ein stolzer deutscher Konzern, gerade von ihm dürfen wir einen anhaltenden Beitrag zur deutschen Einheit und der Entwicklung der ostdeutschen Länder erwarten».

Unterstützung bekommen die Siemens-Mitarbeiter auch aus der Görlitzer Kreisverwaltung und aus dem städtischen Rathaus. Wie ein Sprecher der Stadt mitteilte, fordern Landrat Bernd Lange (CDU) und Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos) ein eindeutiges Bekenntnis der Konzernleitung zum Erhalt aller deutschen Standorte. Gleiches gelte für die Transparenz im Entscheidungsprozess zur Restrukturierung der Sparte Power & Gas. Ferner sollten sich Bund und Land bei der Mitgestaltung eines tragfähigen Konzeptes zum Erhalt des Kompetenzzentrums Görlitz einbringen - und sich ebenso zu Maßnahmen für eine positive Weiterentwicklung in der Zukunft bekennen.

Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Bilder: dpa / Bernd Wüstneck