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Hansen: Nachbeben am Arbeitsmarkt leichter als im Frühjahr

Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Restaurants und Hotels zu, zahlreiche Geschäfte ebenso, viele Betriebe in Kurzarbeit: Die Corona-Krise hat Sachsens Wirtschaft 2020 mit Wucht getroffen, mit erheblichen Folgen auch für den Arbeitsmarkt. «Wir reden von der Bewältigung einer Naturkatastrophe», sagte der Chef der Agentur für Arbeit im Freistaat, Klaus-Peter Hansen, der Deutschen Presse-Agentur. Frühestens 2022, so seine Prognose, werde die Arbeitslosenzahl wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen.

Zunächst einmal muss der Arbeitsmarkt die jüngsten Schließungen verdauen. «Wir werden einen deutlichen Einschlag haben, das Nachbeben wird auf der Richter-Skala aber deutlich niedriger sein als im Frühjahr», erklärte der Geschäftsführer der Regionaldirektion in Chemnitz. Während damals aufgrund der Probleme in den weltweiten Handelsbeziehungen fast alle Branchen in die Kurzarbeit eingestiegen seien, betreffe dies gegenwärtig vor allem die tatsächlich geschlossenen Wirtschaftszweige. Bislang hätten sich die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt noch robust gezeigt, betonte der 58-Jährige. «Die Frage ist: Wie oft halten das die Unternehmen aus?»

Im November hatten die Arbeitsagenturen rund 126 600 Arbeitslose in Sachsen gezählt, ein Rückgang von 1,6 Prozent im Vergleich zu Oktober, jedoch weit mehr als ein Jahr zuvor. Binnen Jahresfrist stieg die Arbeitslosenquote von ihrem Rekordtief 5,0 auf nun 6,0 Prozent. So waren fast 19 300 Menschen mehr arbeitslos als im November 2019. Die Dezember-Zahlen werden Anfang Januar verkündet.

Auch Arbeitsminister Martin Dulig (SPD) rechnet nicht damit, dass schon im kommenden Jahr die Arbeitslosenzahlen an das Niveau von 2019 anknüpfen werden. Doch trotz der Krise gebe es in Sachsen eine Vielzahl offener Stellen, betonte er. Alles hänge davon ab, wann Lockerungen von den Corona-Schutzmaßnahmen möglich seien und wieder wirtschaftliche Stabilität erreicht werde. Und davon, wie robust die Unternehmen aus der Krise hervorgehen. «Ich bin zuversichtlich, dass wir in Sachsen nicht mit einem Insolvenz-Tsunami zu rechnen haben», sagte Dulig. Hier könne die Kleinteiligkeit der Unternehmenslandschaft von Vorteil sein.

Einig sind sich Dulig und Hansen, dass ohne das Instrument der Kurzarbeit weit mehr Menschen ihren Job verloren hätten. «Dann hätten wir Arbeitslosenzahlen wie in den 90er Jahren», schätzte Hansen. Zur Hoch-Zeit hätten die sächsischen Arbeitsagenturen täglich 7 Millionen Euro Kurzarbeitergeld ausgezahlt. Zuvor seien 35 Mitarbeiter hierfür zuständig gewesen, in der Krise dann mehr als 700. «Das war ein Kraftakt», sagte Hansen und lobte das Engagement seiner Mitarbeiter: «Ich habe hier einen Spirit erlebt wie in den 90er Jahren.»

Auch 2021 werden die Arbeitsagenturen stark gegensteuern, kündigte Hansen an. «Wir müssen nicht auf die Bremse treten.» Eine Prognose, wie hoch die Arbeitslosigkeit in Sachsen auch angesichts des aktuellen Shutdowns steigen wird, wagt er allerdings nicht. «Wir können derzeit nur auf Sicht fahren. Eine Zahl wäre unseriös.»

Hansen vergleicht die Kurve der Entwicklung am Arbeitsmarkt mit der Form einer Badewanne. Im Frühjahr sei es steil bergab gegangen, nun sei man seit einiger Zeit unten im Tal und puffere die Entwicklung mit Hilfe von Kurzarbeit ab. Jetzt komme es darauf an, dass die Wissenschaft die Pandemie unter Kontrolle bringe, erläutert der Experte. «Je eher das gelingt, desto eher geht es wieder nach oben.»

Dass die Wirtschaft auch künftig einstellen wird, daran hat Hansen keinen Zweifel. Selbst jetzt in der Krise gebe es Unternehmen, die offene Stellen meldeten. Und es habe sich nichts daran geändert, dass in den kommenden Jahren viele Fachkräfte in Rente gingen und Betriebe Ersatz brauchten.

Für alle Beschäftigten hat Hansen einen Rat parat: «Halten Sie sich an die Regelungen der Corona-Schutz-Verordnung.» Denn Maske, Abstand und weniger Kontakte würden nicht nur helfen, Großeltern und Nachbarn vor dem Virus zu schützen. Es sichere auch den eigenen Arbeitsplatz und den anderer Familienmitglieder und Freunde, wenn die Pandemie auf diese Weise eingedämmt werde.

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH