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Franken-Sachsen-Magistrale: Wie geht es weiter?

Gleisarbeiter arbeiten an Schienen, während ein Zug der Deutschen Bahn Richtung Hauptbahnhof einfährt. / Foto: Daniel Vogl/dpa/Archivbild
Gleisarbeiter arbeiten an Schienen, während ein Zug der Deutschen Bahn Richtung Hauptbahnhof einfährt. / Foto: Daniel Vogl/dpa/Archivbild

Es ist eine fast unendliche Geschichte: In Bayern fahren auf der Franken-Sachsen-Magistrale immer noch umweltschädliche Dieselloks, dabei kämpft die Region schon seit drei Jahrzehnten um die Elektrifizierung. Kommt das Projekt 2024 endlich voran?

Wer mit Politikerinnen und Politikern aus Nordbayern über die Franken-Sachsen-Magistrale spricht, erntet meist zunächst einmal ein Seufzen über diese schier unendliche Geschichte. Aber spürt auch partei- und landkreisübergreifende Entschlossenheit: Man will kämpfen für die Modernisierung der Bahnstrecke, die Bayern, Sachsen und Tschechien verbindet und somit für den gesamteuropäischen Schienenverkehr von Bedeutung ist. Kommt nach drei Jahrzehnten nun 2024 der Durchbruch?

«Wir arbeiten ja schon seit Jahrzehnten daran, dass die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale verwirklicht wird», sagte der Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) der dpa. Seine Stadt liegt direkt an der Trasse. «Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass das Projekt sich wirtschaftlich rechnet - und dann sollte es auch umgesetzt werden.»

Es wird noch einmal gerechnet

Die aktuelle Situation sei «mehr als unbefriedigend», kommentierte Eva Döhla (SPD), Oberbürgermeisterin von Hof, die von einer «never ending story» spricht, wenn es um die Magistrale geht. «Es ist der Bevölkerung nicht mehr zu vermitteln, dass die größte Diesel-Insel in Deutschland nicht endlich elektrifiziert wird.»

2022 gab es für das Projekt einen krassen Rückschlag: Die Wirtschaftlichkeit war laut Bundesverkehrsministerium nicht gegeben, es wurde ein Planungsstop verhängt.

Nun wird aber noch einmal gerechnet mit Blick auf die aktuellen Verkehrsmengen, und auch mit aktualisierten Kosten- und Wertansätzen, vor allem im Hinblick auf den CO2-Preis, wie es aus dem Berliner Ministerium hieß. Das Ergebnis soll nach Angaben eines Sprechers 2024 vorliegen: «Das Vorgehen ist nötig, um ein konsistentes methodisches Verfahren bei der Bedarfsfeststellung sicherzustellen und so eine auch in plan- und haushaltsrechtlicher Hinsicht rechtssichere Bewertung abgeben zu können.» Parallel werde vom Ministerium im Kontext des Moderne-Schiene-Gesetzes geprüft, wie die Nutzen-Kosten-Verhältnis-Berechnungen für Elektrifizierungs-Maßnahmen erleichtert werden können.

Auch der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) forderte vom Bund immer wieder massiv, die Pläne für die Elektrifizierung wieder aufzunehmen. Bernreiter zeigt sich inzwischen überzeugt: «Für die Verkehrspolitiker aller Fraktionen steht die Franken-Sachsen-Magistrale jetzt sinnbildlich für Elektrifizierungsstillstand.»

Aktuelle Signale wiesen darauf hin, dass Haushalts- und Verkehrsausschuss im Bundestag «dem Trauerspiel nicht länger zuschauen wollen». Er sei zuversichtlich, dass der Druck auf die Ampel-Regierung auch aus den eigenen Reihe wachse. «Denn nur mit Abschluss der durchgehenden Elektrifizierung rücken internationale Direktverbindungen für Personen- und Güterverkehr von Bayern über Sachsen bis nach Breslau oder Krakau oder darüber hinaus in den Bereich des Möglichen. Deshalb hat dieses Projekt für uns in Bayern und auch für unsere Nachbarn in Sachsen höchste Priorität.»

Tunnel und historische Brücken

Als Franken-Sachsen-Magistrale wird die Zugverbindung zwischen Dresden und Nürnberg bezeichnet; inbegriffen sind auch Abzweigungen Richtung Tschechien. Auf sächsischer Seite ist die Elektrifizierung bereits fortgeschritten, bis Hof kann mit E-Loks gefahren werden. Auch die aus Tschechien kommenden Verbindungen sind bis zur Grenze weitgehend mit Strom ausgestattet. Die Debatten entzünden sich an der Ausbaustrecke Nürnberg-Marktredwitz-Hof bis zur Grenze nach Tschechien. Dort sind umweltschädliche Dieselloks unterwegs.

Eine Schwierigkeit: Im Pegnitztal zwischen Ober- und Mittelfranken verläuft die Trasse durch viele Tunnel und über historische Bahnbrücken, eine Elektrifizierung ist hier mit großem Aufwand verbunden.

Bereits seit 1992 steht die Franken-Sachsen-Magistrale im Bundesverkehrswegeplan mit vordringlichem Bedarf. Die Kommunen entlang der Strecke warten nun auf die neuen Berechnungs-Ergebnisse aus dem Verkehrsministerium. «Wir werden nicht auf dieser Diesel-Insel verbleiben können», betonte der Hofer Landrat Oliver Bär (CSU). Es sei wichtig, weiter Lobbyarbeit für die Elektrifizierung zu machen. Man habe die richtigen Argumente, zeigte er sich überzeugt.

Die Strecke habe eine überregionale Bedeutung, sagte die Hofer Rathauschefin Döhla. Auch 2023 habe man parteiübergreifend Kräfte gebündelt, um auf die Wichtigkeit des Projekts hinzuweisen.

«Es sind überaus dicke Bretter, die wir bohren, und man hat den Eindruck, sie wachsen sogar nach. Aber wir bemühen uns massiv, objektiv zu informieren, und wir sind nach wie vor von der absoluten Notwendigkeit und auch Wirtschaftlichkeit überzeugt», sagte der Bayreuther OB Ebersberger. «Für das Projekt gibt es auch einen Schulterschluss zwischen allen regionalen politischen Vertretern - das ist ja an sich etwas Unnormales, dass sich wirklich alle einheitlich dieses große Projekt wünschen.»

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