„Sind Sie so etwas wie ein Seelsorger?“
Diese Frage stellte mir der Mann, mit dem ich mich vor geraumer Zeit darüber unterhielt, was denn WIEDER AUF KURS in meinem Firmenlogo bedeutet.
Nun, manchmal nehme ich diese Rolle tatsächlich wahr. Gerade wenn ich mit Menschen spreche, die erst kürzlich einen Angehörigen verloren haben und mir ihr Vertrauen schenken, die Rede zur Trauerfeier für den Verstorbenen zu halten. Mitunter habe ich auch schon Anrufe erhalten, wonach meine „Erste Hilfe“ nach einem anderen schicksalhaften Ereignis gefragt war.
Da sein. Zuhören. Zuspruch spenden.
Dies alles gehört in solchen Lebensphasen dazu.
Notfälle im eigentlichen Sinne sind allerdings nicht der Schwerpunkt dessen, was ich tue. Ich habe großen Respekt vor den Menschen, die sich diesen so wichtigen Aufgaben widmen. Noch dazu ehrenamtlich und in einer 24/7-Bereitschaft.
Wer zu mir findet, weiß in der Regel trotzdem, wie sich ein Schicksal anfühlt.
Die gescheiterte Beziehung.
Der Job, den man gerade verloren hat.
Und, ja, irgendwann der Tod eines lieben Menschen.
Die Gefühle, die sich mit solchen Erlebnissen verbinden, sind meistens Traurigkeit und Wut. Oder Angst und Selbstzweifel.
Diese Emotionen sind menschlich und kein Grund, sogleich an eine psychische Erkrankung zu denken. Sollten die Symptome doch darauf schließen lassen, bin ich ohnehin nicht der richtige Mann. Was mir dann bleibt, ist der Verweis an einen Facharzt und allenfalls die Begleitung einer Therapie.
Denn: Mein Versprechen ist nicht Heilung. Und: Ich arbeite nicht auf Kassenrezept.
Menschen, die aus eigener Kraft aus herausfordernden Lebensphasen herausfinden möchten, sind es, die zu mir kommen. Sie ein paar Schritte ihres Weges zu begleiten, gewissermaßen der Lotse zu sein, wenn es durch stürmische Gewässer und Untiefen des Lebens geht, es beschreibt mein Tun.
„Wo stammt das denn her?“ ist durchaus eine Frage, die ich in einem solchen Prozess stelle. Denn: Aufarbeitung ist wichtig. Und doch beschreibt es nur einen kleinen Teil der Zusammenarbeit mit meinen Klienten.
Wesentlicher ist es, die Frage zu beantworten:
„Wo will ich denn hin?“
Die Antworten hierauf sind immer schon in uns. Nur manchmal im Leben hören wir sie nicht.
Ich weiß, wovon ich spreche.
Viele Jahre habe ich allein gelebt. Heute bin ich glücklich verheiratet.
Schon immer wollte ich in die berufliche Selbstständigkeit. Heute lebe ich diesen Traum.
Lange habe ich um meine Mutter getrauert. Heute weiß ich, damit umzugehen.
Die Erfahrungen, wie ich diese, meine Ziele erreicht habe, sind das Wertvollste, was ich meinen Klienten zur Verfügung stellen kann.
Es hat auch mit Lehrgeld zu tun.
Unbewusst und belastend einerseits, weil es mich an Schmerz erinnert und Entscheidungen, die ich mit dem Wissen von heute anders treffen würde.
Bewusst und motivierend andererseits, weil ich aus allem etwas lerne, mich ständig weiterbilde und neben meiner persönlichen Expertise großen Wert auf Professionalität lege.
Letztlich betrachte ich dies alles als Investition in mich selbst: Bücher, regelmäßige Fortbildungen, dazu ein weiteres Studium mit Mitte Vierzig und immer wieder Fachberatungen und der Austausch mit Kollegen und anderen Experten.
Das ist es auch, was es für meine Klientel darstellt: In ihre persönliche Entwicklung zu investieren, für sich selbst etwas zu tun, um bewusst den eigenen Vorstellungen entsprechend zu leben.
Ob es um eine erfüllende Partnerschaft geht.
Die berufliche Selbstverwirklichung.
Oder die Verarbeitung des Verlusts eines nahen Angehörigen.
Diese und weitere Themen beschäftigen die Bevölkerung gerade in diesen Tagen, Wochen und Monaten. Und ich bekomme immer wieder gespiegelt, wie sehr sie gebraucht werden, die Seelsorger und Menschen, die man dafür hält.
Ich bin sehr dankbar, dass mir schon unzählige Klienten ihr Vertrauen geschenkt haben – ob in persönlichen Sitzungen oder online. Letztlich waren sie es selbst, die WIEDER AUF KURS gefunden haben.
Und dass dieser, so beglückende Zustand nachhaltig anhält, dass die Menschen mit neuen Perspektiven ihren Weg weitergehen, es ist etwas, was mich selbst zutiefst erfüllt.
Michael Hillmann
Seelsorger und mehr
„Sind Sie so etwas wie ein Seelsorger?“Diese Frage stellte mir der Mann, mit dem ich mich vor geraumer Zeit darüber unterhielt, was denn WIE
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